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Traditionelles Kunsthandwerk

Batik - Indonesiens mystisches Herzstück

 

Diese alte Handwerkskunst hat vor allem in Indonesien einen besonderen kulturellen Stellenwert erreicht. Wer mit Batik noch immer durch einfachste Abbindetechnik gefertigte Textilien assoziiert, kann nur belächelt werden.

Von Joachim Blank

 

Antike ca. 100 Jahre alte Batik,  aus der Familiensammlung des aktuellen Sultans von Yogya, Hamengku Buwono X | Bildquelle: Joachim Blank

 

Bis heute ist die Bezeichnung »Batik»« für viele immer noch eng verknüpft mit dem Hippie-Look der Flower-Power-Zeit. Denn wer erinnert sich nicht an die T-Shirts mit ihren bunten, sternförmigen Mustern, entstanden durch einfachste Abbindetechnik. Mit dem eigentlichen uralten Batikhandwerk hatte das wenig zu tun!

 

Auch aufgrund dieser Entwicklung wurde die Batik in Deutschland als eigenständige Kunstform in der Textilherstellung nie wirklich wahrgenommen. Sie blieb ein willfähriges Opfer in Kreativkursen der Volkshochschulen, bis sie, verdrängt durch die Seidenmalerei Mitte der 1980ziger Jahre in Vergessenheit geriet. Dass Batik aber als eigenständige Kunstform seit Jahrhunderten in Indonesien existiert, ist nur denjenigen bekannt, die dieses Land bereist haben und vom Zauber gebatikter Stoffe eingefangen wurden.

 

Als im Oktober 2009 die indonesische Batik in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde, war dies auch eine Würdigung aller jener geduldigen Batikfrauen, die dieses uralte Kunsthandwerk in ihren Manufakturen auf Sumatra, Java und Bali noch immer so praktizieren, wie bereits Generationen vor ihnen. Der Begriff »Batik« leitet sich ab vom javanischen Wort »mbatik«= mit flüssigem Wachs zeichnen. In seiner ursprünglichsten Technik wird ein Wachskännchen benutzt, der »canting«, und in zeitaufwändiger Arbeit werden vorgezeichnete Muster mit Wachs beidseitig abgedeckt. Diese Batiken bezeichnet man auch als »Batik Tulis«. Die Vielfalt der traditionellen, regional unterschiedlichen Batikmuster lassen sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Diese mit hoher Symbolkraft gezeichneten Muster auf Sarongs, Selendangs und Kains bewahren den Träger vor unvorhersehbaren Einflüssen böser Geister, symbolisieren Macht oder sind Bestandteil festlicher Anlässe.

 

Historisch betrachtet ist kaum bekannt, dass die Batik in der Epoche des Jugendstils eine bedeutende Rolle spielte. Während sie von den damals führenden Architekten und Designern Hofmann und Moser aus Österreich im Interior Design als Tapeten und Stoffbezüge genutzt wurde, entwickelte sich in den sogenannten Krakauer workshops in Polen ein eigener Batik-Stil, der auf der Internationalen Pariser Decorative Arts Exhibition 1925 den Grand Prix erhielt. Heute sind es unter anderem Künstler wie Agus Ismoyo, Nia Fliam und Ardyanto Pranata aus Jogjakarta oder Carmanita aus Jakarta, die mit ihren Batik-Kreationen einen neuen, zeitgenössischen Stil repräsentieren, der bereits das Interesse bekannter Pariser Modelabels weckte.

 

Doch die indonesische Batik unserer Tage ist gefährdet. Auch die Vereinigung der Batikliebhaber »Sekar Jagad«, die sich um den Erhalt des uralten Kunsthandwerks bemüht, kann das nicht verhindern. Billige Printbatik aus China und Malaysia überflutet zusehends den Markt, wie ein Gang über den Pasar Malioboro in Jogjakarta verdeutlicht. Nach wie vor ist die Batik aber ein Bestandteil gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Indonesien. Schulkinder werden in Batik unterrichtet und an einem Tag in der Woche soll offiziell Batikbekleidung getragen werden. Bei hohen Anlässen tragen die Gäste Batik, häufig in den Designs der aufstrebenden einheimischen Modeschöpfer.

 

Heute vollzieht sich die künstlerische Entwicklung der zeitgenössischen indonesischen Batik im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Sie ist nicht der unreflektierten Übernahme westlicher Kunst erlegen und wird auch zukünftig einen unverwechselbaren Stil entwickeln, mit hoher künstlerischer Aussagekraft. Wer sich hierzulande für die traditionelle, indonesische Batik interessiert dem sei ein Besuch im privaten Batikmuseum Smend in Köln ans Herz gelegt.

Kategorie: Kultur