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Ausstellung im Weltkulturen Museum

»Weltenbewegend. Migration macht Geschichten«

 

Ausstellungsansicht »WELTENBEWEGEND - Migration macht Geschichten« im Weltkulturen Museum 2019; Quelle: Weltkulturen Museum (WKM), Foto ♦ Wolfgang Günzel

 

 

(InMaOn/wkm) Das Weltkulturen Museum in Frankfurt präsentiert seit dem 24. Oktober 2019 die Ausstellung »Weltenbewegend. Migration macht Geschichten«, die auch Verbindungen zu indonesischen Kulturen aufweist.

 

Auf der ganzen Welt sind und waren Menschen in Bewegung. Mit ihnen wandern auch Lebensstile, Sprachen, Musik, Kunst und Handwerk. Vieles, was für eine Kultur als »authentisch« gilt, erweist sich auf den zweiten Blick als »Import«. Ausgehend von den eigenen Sammlungen greift das Weltkulturen Museum assoziativ Fragen auf, die zeigen, wie die verschiedenen Kulturen der Welt schon seit jeher im Austausch stehen: Ob historische Siedlungsbewegungen, Arbeitsmigration oder Globalisierung – Menschen und damit auch ihre unterschiedlichen Kulturen stehen in stetigem Austausch. Ist Migration wirklich nur Ursache von Problemen?

 

Eva Raabe, Leiterin des Weltkulturen Museums erläutert: »Kulturwandel ist ein bedeutendes Thema im Fach Ethnologie. Als ethnologisches Museum möchten wir vermitteln, dass menschliche Gesellschaften niemals statisch sind - Migration bedeutet nicht nur Flucht und Konflikt, sondern ist auch immer wieder ein Motor für neue Wege des Zusammenlebens und eine Quelle neuer Ideen.«

 

Die Ausstellung »Weltenbewegend« greift das Thema Migration auf, möchte aber das Bild von der meist als problematisch angesehenen Flüchtlingsbewegung durchbrechen und aufzeigen, welche vielseitigen Erzählungen mit Migration als Bewegung verbunden sind. Die präsentierten Beispiele reichen von der austronesischen Migration in den Pazifik über die kulturelle Aneignung zunächst fremder Musikinstrumente in Indonesien, über die Verschmelzung und den Import religiöser Praktiken bis hin zur modernen Reisekultur.

 

Teil eines Ahnenaltars, tavu, Tanimbar-Inseln, Indonesien, gesammelt von Wilhelm Müller-Wismar, 1913-1914, Sammlung Weltkulturen Museum; Quelle: WKM, Foto ♦ Wolfgang Günzel 2019

 

Für die Ausstellung werden Filme über die religiöse Präsenz von Migranten in Frankfurt in Kooperation mit dem Institut für Medienwissenschaften der FH Mainz produziert. Ergänzend zeigt das niederländisch-molukkische Künstlerkollektiv Teru in seinem Kooperationsprojekt Mahina, wie verschiedene Frauen der zweiten und dritten Generation ihre kulturelle Identität verhandeln. Aus der umfangreichen Ostindonesien-Sammlung des Museums wurden Objekte im Dialog mit den portraitierten Frauen ausgewählt, um deren individuelle Geschichten zu unterstreichen. 

 

 

Die Ausstellung schafft eigene Räume für Fragen: Wie setzen sich Menschen, deren Familien vor zwei oder drei Generationen eingewandert sind aktuell mit vorherrschenden Stereotypen und Vorurteilen oder Rassismen ihnen gegenüber auseinander und welche identitätsstiftende Rolle spielen für sie die sozialen Medien?

 

Wie erfahren sie Zuschreibungen von »Deutschsein« oder »Andersein«? Das Thema ‚Selbstverortung versus Fremdzuschreibung‘ rund um die oft diskutierte Frage ‚Woher kommst du?‘, wird daher von der Weltkulturen Vermittlung in den Fokus genommen.

 

Eine Ausstellung kuratiert von Stephanie Endter (Leitung Bildung und Vermittlung), Julia Friedel (Kustodin Afrika), Vanessa von Gliszczynski (Kustodin Südostasien), Matthias Claudius Hofmann (Kustode Ozeanien), Leonie Neumann (wissenschaftliche Volontärin Visuelle Anthropologie), Dr. Mona B. Suhrbier (Kustodin Amerikas), Weltkulturen Museum

 

Beteiligte Künstler:

Adams Bodomo, Behrouz Boochani und Arash Kamali Sarvestani, Atêf Sitanala, Jaïr Pattipeilohy und Lesli Taihuttu (Künstlerkollektiv Teru), Shahram Entekhabi, Edzard Herlyn und Thomas Hoeren, Junges Schauspiel Frankfurt, Karinding Keos, Phyllis Kiehl, Ella Knorz, Mansuela, Gora Mbengue, Yasemin Niephaus, José Oliveira, Teilnehmende des Workshops „stories that matter“, Rajery und 3MA, Safransirup, Nazanin Sahamizadeh, Wiparat Sukatorn, Felix Schwarz, Takayuki Tamura, Daniel Traub mit Wu Yong Fu und Zeng Xian Fang, Cliff Whiting.

 

 

Hintergründe | Eine Dose aus Sulawesi im Weltkulturen Museum

 

Hinter dieser kleinen Tabakdose verstecken sich zahlreiche Geschichten von Begegnung und Austausch. Solche aus Blattstreifen geflochtene Körbchen sind im malaiischen Archipel weit verbreitet. Diese Dose wurde mit einem Baumwollstoff überzogen und mit einer Art Kreuzstich bestickt. Diese Technik wurde durch die europäische Kolonialisierung in Sulawesi bekannt.

 

Die Glasperlen, mit denen die Dose verziert ist, stammen vermutlich aus Indien und wurden - wie die Knöpfe - von europäischen Händlern eingeführt. Zudem ist die Dose mit niederländischen Münzen aus dem Jahrhundert verziert, die eingetauscht wurden und auf den Kontakt mit der niederländischen Handelsgesellschaft VOC verweisen – dem Vorläufer des Kolonialstaates ‚Niederländisch Ostindien‘. Wann der Tabak in den malaiischen Archipel kam ist nicht eindeutig geklärt. Spätestens mit der Kolonialisierung verbreiteten sich ab dem frühen 17. Jahrhundert südamerikanische Tabaksorten.

 

Möglicherweise gab es im heutigen Indonesien schon vorher Tabak, aber auf Grund des höheren Nikotingehaltes erlangten die südamerikanischen Sorten schnell große Beliebtheit.

 

 

Dose für Tabak, Rumbia, Südostsulawesi, Indonesien, Blattstreifen, Glasperlen, Baumwolle, Münzen, Knöpfe, Samen, Messing. Sammler: Johannes Elbert, Frankfurter Sunda-Expedition, 1909-1910. Sammlung Weltkulturen Museum; Quelle: WKM, Foto ♦ Wolfgang Günzel 2019

 

Lesen Sie auch das Interview von Vanessa von Gliszczynski und Sarah Stuckhardt mit dem Künstlerkollektiv Teru, unter »Mahina – Eine Ode an die Frau«.

 

 

Ausstellungsdauer | »Weltenbewegend. Migration macht Geschichten« | 24. Oktober 2019 – 30. August 2020

Öffnungszeiten:  Di–So 11 bis 18 Uhr |  Mi 11–20 Uhr

 

Ort: Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29, 60594 Frankfurt am Main 

 

 

 

Indonesien Magazin Online

 

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