Seit Monaten kämpft Indonesien gegen den bisher schlimmsten Covid-19-Ausbruch in Südostasien, der seinen vorläufigen Höhepunkt laut WHO mit mehr als 56.000 Neuinfektionen am 15. Juli erreichte. Über 112.000 Menschen sind seit Beginn der Pandemie in Indonesien an Covid-19 verstorben. Nach harten Lockdowns sinken die Zahlen neuerdings zwar wieder, aber nur in den bisherigen Epizentren Java und Bali. Jetzt hat das Virus die Regionen außerhalb Javas und Balis erreicht, wo besonders aus Kalimantan, Papua und Sumatra hohe Zuwächse bei den Infektionszahlen gemeldet werden. Mit weniger gut ausgestatteten Gesundheitssystemen und angesichts logistischer Herausforderungen bei der Verteilung von Impfstoffen sind diese Regionen bei weitem nicht so gut gegen das Virus gerüstet wie Java und Bali.

Im Schatten dieser Krise erlebt eine Branche einen Aufschwung: die traditionelle Kräutermedizin Jamu. Die Mixturen in Form von Instantpulvern und Säften werden seit Jahrhunderten gegen alle möglichen Erkrankungen und Zipperlein verordnet: gegen Blähungen und allgemeines Unwohlsein, zur Steigerung des sexuellen Vergnügens, gegen Menstruationsbeschwerden oder zur Stärkung des Immunsystems. Schon zu Beginn der Pandemie wurden Jamu-Produkte von bedeutenden Persönlichkeiten, darunter sogar vom Präsidenten selbst, als wirksames Mittel gegen Ansteckung vor Covid-19, ja sogar als Heilmittel gegen die Krankheit selbst gepriesen. Der Jamu-Industrie bescherte das ungeahnte Profitsteigerungen. Der Trend birgt Chancen - nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für das überlastete Gesundheitswesen, das von jeher durch eine große Vielfalt an traditionellen Alternativprodukten ergänzt wird.

In ihrem Vortrag spricht Dr. Weydmann über die traditionelle Rolle von Jamu und das Verhältnis zwischen Biomedizin und traditioneller Kräutermedizin in Indonesien. Sie wird erläutern, welche Chancen der Jamu-Hype für die indonesische Wirtschaft und für das Gesundheitswesen bietet, und welche Rolle Jamu für diejenigen spielt, die am schwersten von der Pandemie getroffen sind. 

Veranstalterinfo

Die Sozialwissenschaftlerin Nicole Weydmann erlangte ihren Doktortitel in Psychologie mit einer Arbeit über die Rolle traditioneller und komplementärer Medizin im kontemporären Gesundheitssystem in Indonesien.

Auch ihre Diplomarbeit behandelt das Thema der traditionellen Kräutermedizin in Indonesien.

Derzeit ist Nicole Weydmann Dozentin am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn und freiberufliche Forschungsberaterin für qualitative Methoden.

Nicole Weydmann; Quelle: von privat / Nicole Weydmann

Corona-Jamu-Pasar; Bildquelle: Nicole Weydmann

Ort | Online on Zoom

Datum/Uhrzeit | Donnerstag, 26. August 2021 18 bis 19.30 Uhr

Registrierung | https://ogy.de/Sarasehan-122

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